Onko Plus ist dem Qualitätslabel einen grossen Schritt näher gekommen

01.12.17

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Das Onko-Plus-Team nach dem Audit. Erste Reihe (v. l.): Amira Spahic, Ilona Schmidt, Sonja Hug, Marianne Unger, Werner Hoppler. Zweite Reihe: Sabrina Küng, Margarete Reisinger, Nicole Rieser. Dritte Reihe: Lea Furrer, Livia de Toffol, Olaf Schulz, Monika Jaquenod (Bild: sa).

Am Donnerstag wurde das Onko-Plus-Team einer genauen Prüfung unterzogen. Drei Experten haben das mobile Palliative-Care-Team den ganzen Tag befragt. Die Stiftung für mobile Palliativ- und Onkologiepflege mit Sitz in Zürich-Oerlikon ist der erste derartige Dienst in der Deutschschweiz, der diesen Prozess durchläuft.

Die Stimmung nach dem langen Prüfungstag war angespannt. Der Leading Auditor und die zwei Auditoren, alles externe Expertinnen, berieten sich länger als geplant. Schliesslich eröffnete Jean-Pierre Wolf von Sanacert die Schlussbesprechung. Das Auditorenteam werde dem Verein qualitépalliative beantragen, Onko Plus das Qualitätslabel zu verleihen unter einer Auflage: Das Konzept müsse noch einmal überarbeitet werden.

Damit ist Onko Plus das erste mobile Palliative-Care-Team in der Deutschschweiz, das unabhängig von einem Spital existiert und das Qualitätslabel erhalten wird. Wolf hob denn auch die «nicht alltägliche Situation» hervor, die sie in Zürich-Oerlikon angetroffen hätten. Klar geworden sei, dass Onko Plus aus Macherinnen und Machern bestehe, die anpacken und durchführen könnten. Sie seien kreativ und gut darin, für Patientinnen und Patienten passende Lösungen zu finden.

«Wir können stolz darauf sein. Wir haben in den letzten Monaten die Basis für die mittel- und längerfristige Zukunft unseres Dienstes gelegt.»
Ilona Schmidt, Geschäftsleiterin Onko Plus

Ilona Schmidt, Geschäftsleiterin von Onko Plus, zeigte sich am Tag nach dem Audit zufrieden mit dem Erreichten. «Wir können stolz darauf sein. Wir haben in den letzten Monaten die Basis für die mittel- und längerfristige Zukunft unseres Dienstes gelegt.» Der gestrige Tag, an dem im Viertelstundentakt Mitarbeitende befragt wurden, sei sehr lehrreich gewesen. Das Prüfungsteam habe ihre Organisation mit seinem Feedback in vielen Bereichen gut getroffen.

Dass Onko Plus das Label nur unter der Auflage erhält, das bestehende Konzept zu überarbeiten, sieht sie als Wermutstropfen an. Sie erklärt sich diese Kritik damit, dass es für das Audit-Team ausserordentlich schwierig gewesen sei, ihren Dienst an Kriterien zu messen, die einer sogenannten Zweitlinienorganisation entsprechen. Diese sind ausschliesslich in der Beratung und Anleitung der ersten Linie (also von Hausärzten, Spitexorganisationen und Heimen) tätig.

Onko Plus aber tut beides: Das Team betreut wie ein Erstlinien-Dienst Patientinnen und Patienten zu Hause, berät und schult aber auch Fachleute wie andere Pflegedienste, Allgemeinpraktiker oder stationäre Einrichtungen. So sagte auch Chef-Auditor Jean-Pierre Wolf in seinem abschliessenden Statement: «Onko Plus passt eigentlich nicht in die nationale Palliative-Care-Strategie.»

«Qualität ist nicht ein Zustand den man erreichen kann, sondern ein dynamischer Prozess.»
Ilona Schmidt

Ihre Organisation habe sich um das Label beworben, «weil es uns wichtig ist, geltende Qualitätskriterien zu erfüllen», sagte Schmidt. Qualität sei nicht ein Zustand den man erreichen könne, sondern ein dynamischer Prozess. «Hier möchten wir uns an den offiziellen Vorgaben der Schweizer Fachgesellschaft für Palliative Care orientieren.»

Ganzes Team hat sich reingekniet

Die Erarbeitung der nötigen Dokumentationen, die im Zertifizierungsprozess verlangt wurden, übernahm bei Onko Plus das ganze Team, was ebenfalls eine Besonderheit darstellt. In anderen Institutionen werden zum Teil temporär Pflegeexpertinnen eingestellt, welche die notwendigen Richtlinien zu Papier bringen. Jemand Externen einzustellen, sei für sie nicht in Frage gekommen, so Schmidt. «Onko Plus ist mit seinem Dutzend Mitarbeitenden ein so kleines Team, das das nicht nur unsere finanziellen Möglichkeiten überstiegen hätte, sondern auch intern nicht gut angekommen wäre.» Alle Angestellten hätten in den letzten Wochen ausserordentlich viel geleistet neben ihrer alltäglichen Arbeit. Es sei deshalb normal, dass dieser Prozess nicht nur mit leisen Tönen über die Bühne gehe.

Onko Plus ist das erste Deutschschweizer Team, das den Zertifizierungsprozess durchläuft. Bisher erhielten nur mobile und spitalunabhängige Palliative-Care-Teams aus der Westschweiz den Qualitätsausweis. Nächste Woche wird das Palliative-Team der Gesundheitsversorgung Zürcher Oberland, das dem Spital Wetzikon angegliedert ist, ebenfalls einem Audit unterzogen. Es arbeitet eng mit Onko Plus zusammen und übernimmt mit der Stiftung im Wechsel die Pikett-Dienste am Wochenende.

Gemeinden müssen für ambulante Pflege aufkommen

Onko Plus hatte bereits bei seiner Entstehung eine Pionierrolle inne. Als eines der ältesten mobilen Palliative-Care-Teams in der Schweiz existiert es nun seit bald 30 Jahren. 2019 wird die Organisation sein 30-Jahr-Jubiläum feiern. Einzigartig ist auch die politische Situation im Kanton Zürich, die der Finanzierung der ambulanten Pflege zugrunde liegt: Hier sind die Gemeinden für die Pflege zu Hause verantwortlich und müssen demzufolge auch die Restkosten übernehmen. Auch Patienten und Krankenkassen bezahlen einen Teil.

Die Leistungen, die Onko Plus anbietet, sind teurer als jene der lokalen Spitex, weil die Mitarbeitenden besser ausgebildet sind, die Fälle komplexer, das Team rund um die Uhr erreichbar ist – auch nachts und an den Wochenenden – und wegen längerer Fahrzeiten: Onko Plus ist im ganzen westlichen Teil des Kantons Zürich im Einsatz. Die Stiftung für mobile Palliativ- und Onkologiepflege ist zudem auf Spenden angewiesen: Unter anderem deshalb, weil die Mitarbeitenden in Beratungsgesprächen nicht auf die Uhr schauen wollen.

«Was das Onko-Plus-Team macht, ist ausserordentlich gut.»
Werner Hoppler, Vizepräsident Onko Plus

Onko-Plus-Stiftungsrat Werner Hoppler, der an der Schlussbesprechung anwesend war, hob die besondere finanzielle Situation hervor: «Der Kanton Zürich ist schon sehr speziell. Es ist störend, dass die Krankenkassen so wenig zur Finanzierung unserer Leistungen beitragen, und für die Spitalpflege immer noch besser gesorgt ist. Was Ilona Schmidt und ihr Team machen, ist deshalb ausserordentlich gut. Wir sind besorgt, die Qualität laufend hochzuhalten.»

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