«Palliaviva war ein wichtiger Mosaikstein»

24.04.25

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Porträt von Marianne Ott in ihrer Wohnung in der Altstadt von Winterthur.

Marianne Otts Lebenspartner starb kurz vor Weihnachten 2023. Sie betreute ihn mit einem grossen Netzwerk bis zum Schluss zu Hause. Ein Jahr danach schrieb sie Palliaviva und bedankte sich.

«Liebes Palliaviva-Team, ich habe mich sehr gefreut, zum ersten Todestag meines Lebenspartners nochmals von Ihnen zu hören und bin immer noch sehr dankbar für Ihre Unterstützung in den letzten Wochen seines mich so bereichernden Lebens. Ohne all die grossartige fachliche Unterstützung diverser Institutionen hätte ich das nie geschafft!»

Das Mail von Marianne Ott erreichte das Palliaviva-Team zum Jahreswechsel 2024/25. Es war ihre Reaktion auf die Karte, die alle Angehörigen von verstorbenen Patientinnen und Patienten ein Jahr nach dem Todestag von Palliaviva bekommen. Mit der Karte ist die Aufforderung verbunden, sich zu melden, falls Unterstützung gewünscht wird.

Zuversicht in schwierigen Zeiten

Marianne Ott ist mitten in der Winterthurer Altstadt zuhause, in einer Wohnung unter dem Dach, wo sie schon zusammen mit ihrem Partner lebte. Er starb fünf Monate, nachdem er erfahren hatte, dass die Therapien gegen seine Krebserkrankung ausgeschöpft waren. Die Leidensgeschichte allerdings hatte bereits 2016 begonnen, als bei ihm Darmkrebs diagnostiziert worden war.

Der Lebenspartner von Marianne Ott ist im gemeinsamen Zuhause, in der Altstadtwohnung, gestorben. Begleitet wurde er von ihr, und in den Wochen und Monaten zuvor war er ausserdem umsorgt von einem grossen Freundes- und Bekanntenkreis. Fast jeden Tag hatten die beiden Besuch. «Es gab zum Glück kaum Leute, die sich in dieser Zeit von uns abgewendet haben», erklärt Marianne Ott, die selbstständige Anwältin und in Winterthur verwurzelt ist.

Zum Netzwerk des Paares gehörten neben Palliaviva das Kantonsspital Winterthur und eine private Betreuungsorganisation, deren Mitarbeitende während der letzten zwei Monate bei ihm waren, wenn Marianne Ott arbeitete. Sie wollte ihre Erwerbstätigkeit auch in dieser belastenden Phase nicht ganz aufgeben – und sie ist froh darüber. Die Anwaltskanzlei, aber auch die vielen sozialen Kontakte sowie ihre Interessen für Kunst und Kultur halten sie auf Trab und tun ihr gut.

«Palliaviva war für uns ein wichtiger Mosaikstein, als wir wussten, dass mein Partner nicht mehr gesund werden würde», sagt Marianne Ott. Am meisten geholfen habe ihr die Gewissheit, dass sie im Notfall zu jeder Tages- und Nachtzeit auf die Pikettnummer anrufen könne. «Zwei Mal habe ich das auch gemacht, als er nachts sehr unruhig war und ich nicht mehr weiterwusste. Ich bin so dankbar: Man gab mir konkrete Tipps, und ich bekam wieder Boden unter den Füssen.» Das alles habe ihr die Zuversicht gegeben, dass ihr Partner bis zum Schluss zuhause bleiben könne – so, wie er es sich gewünscht hatte.

Während dieser Zeit sei sie in einer Art «Überlebensmodus» gewesen, erinnert sich Marianne Ott. Ihre eigenen Bedürfnisse habe sie zurückgestellt. Sie habe gewusst: «Meine Aufgabe ist jetzt, ihn auf dem Weg zu unterstützen, den er geht.»

Bewundernswerte Gelassenheit

Ihr Lebenspartner war 2016, als er mit der Darmkrebsdiagnose konfrontiert wurde, 61 Jahre alt. Später erkrankte er, unabhängig von der ersten Diagnose, an Leberkrebs. Als schliesslich klar war, dass es keine Heilung geben würde, fügte er sich seinem Schicksal. Er sei sehr offen mit der Krankheit umgegangen und habe es den Menschen leicht gemacht, ihm zu begegnen, sagt Marianne Ott. «Er akzeptierte diesen Schlag mit einer bewundernswerten Gelassenheit und sagte selbst: ‹Ich hatte ein gutes Leben.›» Sie hätten beide gelernt, die Dinge Tag für Tag zu nehmen.

Das Paar war immer sehr aktiv. Zusammen mit einer Geschäftspartnerin und zwei Geschäftspartnern besass und leitete er ein Winterthurer Unternehmen. Beide waren politisch interessiert und engagiert, sie bekochten und bewirteten gerne Gäste und reisten viel zusammen. Das Hybrid-Hausboot, mit dem sie in den Jahren nach den Krebsdiagnosen oft unterwegs waren, liegt momentan auf dem Trockenen. Marianne Ott möchte es verkaufen.

Sie sagt, im ersten Jahr nach dem Tod ihres Partners seien ihre Trauergefühle besonders an seinem Geburtstag, am Tag der Diagnose und am Todestag jeweils noch tiefer geworden. Der «Jahresfilm», wie sie es nennt, sei vor ihrem geistigen Auge nochmals abgelaufen. «Im März 2024 feierte ich mit Freundinnen, Freunden und Bekannten ein Abschiedsfest mit feinem Essen, mit Musik und guten Weinen – das hatte er sich so gewünscht.»

Kleine Veränderungen

Seit dem Jahreswechsel 2024/25 ist die Trauer für Marianne Ott etwas einfacher zu ertragen. «Der Beginn eines neuen Jahres hat etwas ausgelöst. Jetzt kann ich sagen, dies und das war im ‹vorletzten Jahr›.» In der Altstadtwohnung möchte sie bleiben. Um sich das Daheim- und das Alleinsein etwas zu erleichtern, hat sie begonnen, ein paar Dinge zu verändern. Dazu gehört ein sonnengelber Wandanstrich im Wohnzimmer, der an düsteren Tagen das Restlicht verstärkt und dem Raum eine warme Atmosphäre verleiht.

 

 

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