Kurzinterview: «Durch alle Höhen und Tiefen»

07.04.25

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Nora Oswald ist auch Shiatsu-Therapeutin und Doula.

Im Kurzinterview erzählt Nora Oswald, wie sie zur Palliative Care kam. Ein guter Freund von ihr wurde mit der Diagnose Hodenkrebs konfrontiert.

Wo und wie lebst Du?

Ich wohne mit meiner Familie in Winterthur. Meine Söhne sind 15- und 19-jährig.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Heute bin ich diplomierte Pflegefachfrau HF, ursprünglich hatte ich eine Berufslehre als Kinderpflegerin absolviert. In der Pflege für Erwachsene arbeitete ich in der Vergangenheit unter anderem im Stadtspital Zürich sowie im Limmattalspital. Ausserdem bin ich ausgebildete Shiatsu-Therapeutin und Doula, Geburtsbegleiterin.

Wie bist Du zur Palliative Care gekommen?

Bei einem Freund wurde, als er 40 Jahre alt war, ein Hodenkarzinom diagnostiziert, und der Krebs begann rasch zu streuen. Der Freund war Landwirt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Während eineinhalb Jahren begleitete ich diese Familie durch alle Höhen und Tiefen. Nachdem der Freund gestorben war, arbeitete ich einen Tag pro Woche auf dem Bauernhof. Wir haben zusammen ausgemistet, gekocht, gelacht und geweint. Es war das erste Mal, dass ich die Trauer als bewussten Prozess ganz nah miterlebte. Danach wollte ich nicht zurück ins Spital, sondern habe mich bei einem mobilen Palliative-Care-Team beworben.

Was schätzt Du am meisten an Deiner täglichen Arbeit?

Meine Leidenschaft ist die Pflege in allen Dimensionen, und bei der Palliative Care geht es um den ganzen Menschen, nicht nur um medizinische Aspekte. Der Patient, seine Lebensgeschichte und seine Angehörigen stehen klar im Mittelpunkt: Das ist wertvoll und schön.

Gibt es auch eine Kehrseite?

Das Pikett empfinde ich manchmal als belastend, wenn ich nachts nicht schlafen kann. Grundsätzlich tragen wir viel Verantwortung. Aber ich kann mich gut abgrenzen. Die Geschichten bei der Arbeit sind nicht meine eigenen, auch wenn ich eine längere Zeit dabei bin.

Was war Dein bisher speziellster Einsatz?

Mir fällt spontan ein Anruf an einem Samstag ein, ich hatte Wochenenddienst: Am Telefon war der Ehemann einer krebskranken Patientin, die wir betreuten. Der Mann sagte, sie hätten gerade einen Ehekrach zu Hause. Das Wort Scheidung sei gefallen, ich müsse ganz schnell kommen, um zu helfen. Ich dachte für mich, Eheberatung sei nun wirklich nicht meine Kernkompetenz. Trotzdem empfand ich den Anruf als dringlich und ging vorbei. Ich zog in Betracht, dass die Frau Hirnmetastasen hatte, die Verhaltensveränderungen zur Folge haben können. Ich konnte den Streit dann schlichten und unterstützende Massnahmen aufgleisen.

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