Die «Onko-Schwestern»

11.04.19

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Zwei Pflegefachfrauen erweckten unseren Pflegedienst für Palliativpatientinnen und -patienten zum Leben. Pionierinnen, wie sie im Buche stehen.

In den Anfängen der «Stiftung Pflegedienst für Krebspatienten», wie Palliaviva bei der Gründung hiess, leisteten zwei Frauen schier Übermenschliches: Sie arbeiteten jeweils Mittwoch bis Mittwoch durch, tags und nachts. Mittwoch war Rapport-Tag, an dem die Kollegin übernahm. Sie übergab der anderen das Mobiltelefon – eines riesiges der ersten Stunden mit 6-Stunden-Akku –, die Patientenkartei, einen Pflegekoffer, Verbandsmaterial und einen Infusionsständer.

Zu zweit, sieben mal 24 Stunden

Barbara Arnold (Bild) und Agnes Moser hiessen die Pflegefachfrauen, die 1989 zuerst einen Onkologiepflegedienst als Privatfirma ins Leben riefen. Sie wollten eine Lücke stopfen, die mit der Auflösung eines ähnlichen Angebots der Krebsliga entstanden war. «Uns wurde bald bewusst, dass ein privates Unternehmen nicht die Lösung ist», erzählt Barbara Arnold, dreissig Jahre später in einem Zürcher Café. Sie konnten zum Beispiel keine Spenden entgegennehmen. Um finanziell über die Runden zu kommen, arbeiteten beide in ihren «freien» Wochen zusätzlich im Spital. Sie weibelten bei Onkologen, Hausärzten und Finanzspezialisten, um mit ihnen eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Am 6. April 1989 unterzeichneten 13 Personen auf dem Notariat am Bleicherweg in Zürich die Stiftungsurkunde: Palliaviva war geboren.

Heinrich Gattiker gehört zu den Unterzeichnenden und Stiftungsräten der ersten Stunde und war lange Jahre Stiftungsratspräsident. Der Onkologe ist des Lobes voll über die «Onko-Schwestern», in deren Händen sich die Stiftung damals befand. Auch wenn er das Angebot begrüsst und ideell unterstützte, sei er doch sehr mit seinem Fachgebiet beschäftigt gewesen. Er und seine Kollegen hätten die Pflegefachfrauen mehr oder weniger alleine machen lassen, sagt er selbstkritisch. «Die haben alles selber gemeistert, von der Pflege über die administrativen Aufgaben wie Rechnungsstellung bis zur Öffentlichkeitsarbeit.» Eine Geschäftsleitung gab es erst ab 2005, also 16 Jahre nach der Gründung.

«Wir hängten zwar zu Hause auch Chemotherapien an, trafen aber mehrheitlich auf palliative Situationen.»
Barbara Arnold

Die Idee blieb bis heute dieselbe: Der ambulante spezialisierte Pflegedienst sollte das Leiden von Krebspatientinnen und -patienten lindern, damit diese so lange wie möglich zu Hause bleiben können. Auch wenn die Stiftung sich in ihrem Namen explizit auf die Onkologie bezog, begleiteten die Pflegefachfrauen von Beginn weg auch Menschen mit einer nicht-onkologischen Erkrankung, zum Beispiel HIV-Positive. «Wir hängten zwar zu Hause auch Chemotherapien an, trafen aber mehrheitlich auf palliative Situationen.»

Barbara Arnold erinnert sich – dreissig Jahre danach –lebhaft an Details von Menschen, die sie damals betreute, etwa an eine Frau in Zollikerberg, die «mit dem Sterben wartete, bis ihre Tochter die Matura hatte». Arnold bliebe drei Jahre bei der Stiftung, bis ans onkologische Ambulatorium im Triemli-Spital wechselte. Später baute sie das «Onko-Ambi» in Chur auf, wurde Home-Care-Mitarbeiterin von Fresenius bis sie wieder im Spital landete. Heute leitet sie die gerontologische Beratungsstelle der Stadtzürcher Pflegezentren.

Dieser Text wurde für den Jubiläums-Jahresbericht 2018 verfasst.

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